Atomoxetin
Atomoxetin: Ein Wirkstoff im Fokus der ADHS-Therapie
Indikationen: Wann wird Atomoxetin angewendet?
Atomoxetin, bekannt unter dem Markennamen Strattera, ist ein Arzneistoff, der primär zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern ab dem Alter von sechs Jahren, Jugendlichen und Erwachsenen eingesetzt wird. Es ist eine Alternative zu den häufig verwendeten Stimulanzien wie Methylphenidat und Amphetaminen, insbesondere wenn diese nicht vertragen werden, kontraindiziert sind oder wenn eine Substanzmissbrauchsgefahr besteht. Atomoxetin wird auch bei Patient*innen mit ADHS in Betracht gezogen, die zusätzlich an Angststörungen oder Tics leiden, da es im Gegensatz zu Stimulanzien diese Begleitsymptome nicht verstärkt.
Pharmakologie: Wie wirkt Atomoxetin?
Atomoxetin ist ein selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NRI). Es erhöht die Konzentration von Noradrenalin im synaptischen Spalt, indem es dessen Rückaufnahme in die präsynaptische Nervenzelle hemmt. Dies führt zu einer verbesserten Übertragung von Nervensignalen, die für die Steuerung von Aufmerksamkeit und Impulskontrolle wichtig sind. Im Gegensatz zu Stimulanzien hat Atomoxetin keine affinität zu Dopamintransportern und gilt daher nicht als stimulierend. Die Wirkung setzt langsamer ein als bei Stimulanzien und baut sich über mehrere Wochen auf.
Dosierung und Verabreichung
Die Dosierung von Atomoxetin muss individuell angepasst werden und erfolgt in der Regel schrittweise. Die Anfangsdosis liegt meist bei etwa 0,5 mg/kg Körpergewicht pro Tag, die nach einer Woche auf etwa 1,2 mg/kg Körpergewicht gesteigert werden kann. Die maximale Tagesdosis sollte 1,4 mg/kg oder 100 mg nicht überschreiten. Atomoxetin wird einmal täglich, entweder morgens oder abends, unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen. Die Kapseln sollten nicht geöffnet, zerkaut oder zerstoßen werden. Es ist wichtig, dass Patient*innen die Behandlung nicht abrupt beenden, sondern dies in Absprache mit Ärzt*innen oder Apotheker*innen tun.
Mögliche Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Wie alle Medikamente kann auch Atomoxetin Nebenwirkungen haben. Zu den häufigsten gehören Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit und Stimmungsschwankungen. Gelegentlich kann es zu einem erhöhten Blutdruck oder einer erhöhten Herzfrequenz kommen. Selten, aber schwerwiegend sind Leberfunktionsstörungen, die sich in Gelbsucht, dunklem Urin oder anhaltender Übelkeit äußern können. Atomoxetin ist bei Patient*innen mit Engwinkelglaukom, schweren Herz-Kreislauferkrankungen oder einer Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff kontraindiziert. Vor Beginn der Therapie sollten mögliche Kontraindikationen ausgeschlossen werden.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Atomoxetin kann Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten eingehen. Besondere Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger Einnahme von Antidepressiva, insbesondere MAO-Hemmern, da es zu einem gefährlichen Anstieg des Blutdrucks kommen kann. Auch die gleichzeitige Anwendung mit Asthma-Medikamenten, Blutdrucksenkern oder Medikamenten, die die QT-Zeit verlängern, erfordert besondere Aufmerksamkeit. Ärzt*innen und Apotheker*innen sollten über alle Medikamente, die der*die Patient*in einnimmt, informiert werden, um mögliche Wechselwirkungen zu überprüfen.
Überwachung und Bewertung der Therapie
Die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Atomoxetin sollte regelmäßig überprüft werden. Dies beinhaltet die Bewertung der Symptomverbesserung sowie das Monitoring von Wachstum, Gewicht, Herz-Kreislauffunktionen und psychischem Befinden. Bei Kindern und Jugendlichen sind zusätzlich regelmäßige Kontrollen von Größe und Gewicht wichtig, da Atomoxetin das Wachstum beeinflussen kann. Bei Auftreten von schwerwiegenden Nebenwirkungen oder fehlender Wirksamkeit sollte die Behandlung reevaluiert werden.
Umgang mit vergessenen Dosen und Überdosierung
Wenn eine Dosis vergessen wurde und es bis zur nächsten Einnahme noch mehrere Stunden sind, sollte die vergessene Dosis nachgeholt werden. Ist es jedoch fast Zeit für die nächste Dosis, wird die vergessene Dosis ausgelassen und der normale Einnahmeplan fortgesetzt. Eine doppelte Dosis zur Kompensation einer vergessenen Einnahme sollte vermieden werden. Im Falle einer Überdosierung können Symptome wie Schwindel, Schläfrigkeit, Tachykardie, trockener Mund, Agitiertheit oder Hyperaktivität auftreten. In solchen Fällen ist umgehend ärztliche Hilfe erforderlich.
Wichtige Hinweise für Patient*innen
Patient*innen sollten darüber aufgeklärt werden, dass Atomoxetin keine sofortige Wirkung zeigt und die volle therapeutische Wirkung erst nach mehreren Wochen eintritt. Es ist wichtig, dass sie während der gesamten Behandlungsdauer engen Kontakt zu ihren Ärzt*innen und Apotheker*innen halten, um den Therapieverlauf zu überwachen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen. Patient*innen sollten zudem über die Risiken einer Selbstmedikation aufgeklärt werden und darauf hingewiesen werden, dass die Weitergabe des Medikaments an Dritte gesetzlich verboten ist.